Auf die Zukunft setzen – Macht die Glücksspielindustrie gezielt Werbung für Kinder?

In Deutschland gibt es viele Gesetze und Regelungen zum Schutz der Bürger insbesondere der Kinder. Wie akribisch diese Richtlinien eingehalten werden, ist jedoch eine ganz andere Sache. Im Zeitalter des Internets ist das Thema Jugendschutz prinzipiell kaum mehr zu gewährleisten, da Informationen weitgehend ungefiltert zu jedem gelangen, der ein Smartphone besitzt. Doch nicht nur Werbeanzeigen für Online Casinos und Co. sind für Minderjährige sichtbar. Es gibt vor allem groß angelegte Kampagnen, die laut Meinung der Experten einen signifikanten Einfluss auf das Image der Glücksspiel-Anbieter haben, und das auch in den Köpfen der Kinder.

 

Schweinsteiger wirbt für Fair Play

Die Werbung beginnt damit, dass Bastian Schweinsteiger über sportliches Verhalten beim Fußball redet, doch dann wechselt das Thema und er erklärt, dass auch beim Thema Glücksspiel die Fairness sehr wichtig ist. Diese Kampagne der deutschen Automatenwirtschaft wurde vor allem wegen der neuen Automatengesetze ins Leben gerufen. Die Betreiber befürchten, dass durch die strengeren Regeln viele Spieler in den Online-Bereich abwandern werden und werben mit dem Slogan “Wir spielen fair”. Als Botschafter für diese Nachricht wurde mit Bastian Schweinsteiger, einer Fußball-Legende, rekrutiert. Experten sehen darin ein großes Risiko für den Jugendschutz.

 

Vorbildfunktion

Es ist schließlich kein Geheimnis, dass Stars aus dem Spitzensport für junge Menschen eine starke Vorbildfunktion erfüllen. Die Kampagne läuft über Fernseh- und Kino-Werbespots, aber auch tausende Plakate werden in der Bundesrepublik aufgehängt. Auch wenn Kinder hier nicht als Zielgruppe für die Werbung gelten, lässt es sich wohl kaum vermeiden, dass sie die Botschaft verstehen. “In deutschen Spielhallen herrscht Fair Play” und Schweini findet Glücksspiel gut. Es stellt sich hier wirklich die Frage, wie kalkuliert der Einfluss dieser Aktion auf die Jüngsten unserer Gesellschaft ist.

 

Social-Media-Werbung

Kaum in Bezug auf Werbung zu kontrollieren, sind die zahlreichen Plattformen im Netz. Einen besonders interessanten Fall von Glücksspielwerbung verursachte der Youtuber MontanaBlack. Twitch ist eine Plattform, auf der meist Videospiele live gestreamt werden. Der Hype ist unglaublich groß und besonders bei Spielen wie Fortnite gibt es mittlerweile Rekord-Zuschauerzahlen. So schauten unlängst 667.000 Menschen, davon ein Großteil Kinder, zu, wie MontanaBlack Fortnite spielt. Diese als “Influencer” bezeichneten Social-Media-Stars haben logischerweise einen relevanten Einfluss auf ihre Followers mit allem, was sie tun und worüber sie reden. Von diesen Followers hat MontanaBlack über 1,2 Millionen.

 

Keine Videospiele

Unlängst streamt MontanaBlack ab Mitternacht keine Video Games mehr, sondern seine Spielaktivitäten in einem Online-Casino. Bei diesem Anbieter kann man die typischen Spielautomaten finden, jedoch auch Online-Roulette oder online Baccarat spielen. Sehr auffällig ist, dass MontanaBlack hauptsächlich von großen Gewinnen redet und sehr positiv mit dem Thema Glücksspiel umgeht. Erst vor kurzem postete er, dass er ihm letzten Monat über 80.000 Euro in seinem Casino gewonnen hätte. Nach viel Diskussion gab er auch zu, dass er Werbung für den Online-Anbieter mache. Seitdem sind diese Videos zwar mit einem “Werbung” Label klassifiziert, laufen jedoch immer noch für Jugendliche leicht einsehbar auf Twitch.

 

Andere haben reagiert

Andere Plattforme wie zum Beispiel Youtube haben jedoch reagiert und betreffende Inhalte gesperrt. Werbung für Online-Glücksspiel ist genau genommen in Deutschland verboten und Werbebotschaften der Glücksspielindustrie dürfen nicht an Jugendliche und Kinder gelangen. Hier ein kleiner Auszug aus der gesetzlichen Regelung:

  • Jede Art von Werbung, die sich gezielt an Minderjährige oder andere vergleichbar suchtgefährdete Zielgruppen richtet, ist verboten.
  • Werbung für Glücksspiele im Internet, Fernsehen und Radio ist generell verboten.

In der Realität sieht das jedoch ganz anders aus. Man fragt sich hier wirklich, wie es sein kann, dass es eine klare Gesetzeslage gibt, an die sich seitens der Industrie nicht gehalten wird. Besonders sogenannte Influencer sollten sich bewusst sein, wie groß ihr Einfluss auf junge Menschen ist und dementsprechend handeln.

 

Moral ist aus der Mode

Doch leider scheint bei vielen dieser Social-Media-Gottheiten die Moral aus der Mode zu sein. So verkündete MontanaBlack vor kurzem in einem Interview mit dem Youtuber Herr Newstime: “Ich bin nicht dafür verantwortlich, ob jemand seinen Monatslohn oder whatever verzockt”. Doch kann er sich dieser Aussage wirklich sicher sein? Natürlich ist jeder selbst verantwortlich, was er mit seinem Geld macht. In gleichem Zuge sollte jedoch auch jeder Verantwortung für seine Wirkung auf andere Menschen übernehmen. Und wer gegen Gesetze verstößt, sollte auch dafür belangt werden.

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