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Change Management nach dem Pinguin-Prinzip

Das Pinguin Prinzip

Das Pinguin-Prinzip ist eine Fabel von John Kotter und Holger Rathgeber, die mit „Bildern“ arbeitet, um dem Leser die Phasen des Wandels im Rahmen des Change Managements näher zu bringen. Der beste Plan zum Wandel einer Organisation ist zum Scheitern verurteilt, wenn in der Belegschaft kein Verständnis für eben diesen vorliegt. Veränderungsfähigkeit ist eine Schlüsselkompetenz, um einen erfolgreichen Change zu durchleben.

Genau hier setzt das Pinguin-Prinzip an. Kotter (Professor an der Hardvard Business School), der bereits 1996 den Bestseller „Leading Change“ schrieb und Rathgeber (tätig in leitender Position des Personalwesens) haben mit dem Pinguin-Prinzip eine Fabel geschaffen, die Verständnis für den Wandel schaffen und Ängste nehmen soll. Hierbei haben die beiden Autoren viel Wert darauf gelegt, die Kernkompetenzen in leicht verständlicher Sprache und mit vielen Bildern zu be- und umschreiben, sodass das Buch für eine möglichst große Zielgruppe verständlich ist.

Das Pinguin-Prinzip – Der Plot

In der Fabel geht es um eine Pinguinkolonie, die auf einem Eisberg lebt. Fred, einer der Pinguine, macht eines Tages eine folgenschwere Entdeckung. Er bemerkt, dass der Eisberg langsam von innen antaut und befürchtet, dass der Eisberg bei erneutem Frieren der inneren Tauwasserblase zerbrechen könnte. Er beschließt, dass er die Gemeinschaft warnen muss, weiß jedoch nicht recht wie. Schließlich hatte Harold dies bereits vor einiger Zeit versucht, wurde jedoch von der Gemeinschaft nicht ernst genommen und verlor dabei das Vertrauen der Gemeinschaft sowie sein Ansehen.

Nach einigem Hin und Her vertraut er sich Alice, einem Mitglied des oberen Rats an und versucht mit Ihrer Hilfe den oberen Rat vom Ernst der Lage zu überzeugen. Während Ihres ersten Versuchs stoßen die beiden jedoch auf Ablehnung des oberen Rats, welche insbesondere durch No No, einen notorischen Neinsager und Murrkopf hervorgerufen wird.

In einem weiteren Versuch, mit viel Überredungskunst, gelingt es den beiden dann doch die Mehrheit des oberen Rats auf Ihre Seite zu ziehen. Gemeinsam planen Sie einen Ausweg aus der misslichen Situation, berufen eine Vollversammlung der Kolonie ein und berichten von der kritischen Situation. Auch an dieser Stelle versucht No No die Kolonie gegen den Rat aufzuhetzen, scheitert schlussendlich aber.

Am Ende zieht die Kolonie an einem Strang, kämpft sich aus der misslichen Lage hinaus und lernt, dass Bereitschaft zum Wandel und Offenheit für Veränderungen eine Notwendigkeit ist, um das eigene Fortbestehen in einer sich stetig wandelnden Umwelt zu sichern.

Die 8-Schritte erfolgreichen Veränderungsmanagements

Im Laufe der Fabel werden 8 Phasen eines Veränderungsprozesses durchlaufen. Die hier von Kotter und Rathgeber verwendeten Phasen bauen auf den 8 Schritten aus Kotters Werk „Leading Change“ auf und lauten im Einzelnen:

  1. Vermitteln des Gefühls der Dringlichkeit
    Mitmenschen/Mitarbeiter/Gemeinschaft davon überzeugen, dass eine Veränderung unausweichlich ist und so schnell wie möglich damit begonnen werden sollte zu handeln.
  2. Führungsteam aufbauen
    Aufbau eines qualifizierten Führungs- bzw. Projektteams. Qualifikation meint hier jedoch nicht nur fachlicher Art, sondern auch analytische als auch kommunikative Fähigkeiten gehören zu den gefragten Skills. Weiter soll das Team aus Mitgliedern bestehen, die in der Gemeinschaft überwiegend Anerkennung genießen, sodass die Glaubwürdigkeit des Teams nicht in Frage gestellt wird.
  3. Strategie und Vision entwickeln
    Differenz zwischen Ist (=Jetzt) und Soll (=Zukunft) identifizieren und darauf aufbauend ein Zielbild sowie eine Strategie, um dieses Zielbild zu erreichen, entwickeln.
  4. Strategie und Vision kommunizieren
    Strategie und Zielbilder gegenüber der Gemeinschaft kommunizieren. Hierbei besonders auf klare und verständliche Kommunikationsweise achten, um möglichst viele Mitglieder der Gemeinschaft mitzunehmen und deren Akzeptanz für den Wandel zu erlangen.
  5. Hindernisse beseitigen, Handlungsfreiräume schaffen
    Störquellen und Hindernisse sollen auf ein Minimum reduziert werden, um veränderungswilligen Mitgliedern der Gemeinschaft Platz zur Umsetzung zu schaffen. Durch erweiterte Handlungsfreiräume, die einem Vertrauensbeweis gleichkommen, können Mitglieder zusätzlich motiviert werden.
  6. Kurzfristige erfolge ermöglichen und aufzeigen
    Kleine Meilensteine definieren, an deren Erreichung der Fortschritt des Wandels aufgezeigt werden kann. Die Kommunikation dieser kleinen Erfolge stärkt das Vertrauen der Gemeinschaft in die gemeinsame Zielrichtung.
  7. Veränderung kontinuierlich antreiben
    Nach Erreichung der ersten (Teil-)Ziele soll der  positive Drive genutzt werden, um weitere Veränderungen umzusetzen. Dies soll so lange getrieben werden, bis das Zielbild erreicht ist.
  8. Veränderungen verfestigen
    Jede erfolgreich umgesetzte Veränderung muss nachhaltig gefestigt werden, damit ein Rückfall zu alten Traditionen verhindert wird. Veränderungen sollten hierzu in der (Unternehmens-)Kultur verankert werden.

Fazit und Abgrenzung

Die Fabel an und für sich ist recht kurz als auch fachlich in eher seichter Sprache gehalten. Dies tut dem Buch jedoch keinen Abbruch, da es nicht den Anspruch eines Fachbuchs zum Change Management erhebt, sondern viel mehr eine Botschaft vermitteln will, welche wie folgt lautet: „Veränderung ist eine Notwendigkeit und Sie kann nur klappen, wenn die Mehrheit an einem Strang zieht.“

Das Pinguin-Prinzip ist also nicht als Lehrwerk zu verstehen, sondern viel mehr als Motivation und Anregung eines jeden Einzelnen, der vor einem Veränderungsprozess steht. Es soll die Philosphie des Wandels vermitteln.

Abschließend sei gesagt, dass das Pinguin-Prinzip von Kotter und Rathgeber keinerlei Bezug zum gleichnamigen Prinzip Eckart von Hirschhausens hat, bei welchem es darum geht, sein Umfeld an die eigenen Fähigkeiten anzupassen.